Im Rahmen des wichtigsten Branchentreffens der Hotellerie und der Restauration, an der Fachmesse
Igeho in Basel, sind die begehrten Auszeichnungen für den Titel "Historisches Hotel/Restaurant des
Jahres" verliehen worden. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Tourismus und Gastgewerbe, viele
Vertreterinnen und Vertreter der Denkmalpflegesowie Freunde der historischen Hotels und Restaurants
aus der ganzen Schweiz nahmen an der Verleihung auf dem Igeho Campus powered by HotellerieSuisse
teil.
Eröffnet wurde der Anlass durch Andreas Züllig, Gastgeber des Hotels Schweizerhof
Lenzerheide und Präsident HotellerieSuisse. Er unterstrich die Bedeutung von Tradition und Geschichte in
der Beherbergung: einerseits als Positionierungsfaktor für einen Betrieb,andererseits als einmalige
Erlebniswelt für den Gast. Durch die Veranstaltung führte zum ersten Mal Nicoletta Müller, Innovations-
und Unternehmensberaterin und ehemalige Hotelière, die 2008 als Direktorin der Schatzalp selbst die
Icomos-Auszeichnung entgegennehmen durfte. In einer spannenden Diskussionsrunde mit Jurypräsident
Gerold Kunz, Fritz Wehrli, dem Gewinner der ICOMOS-Auszeichnung 2014, und Andreas Züllig wurden
die Bedeutung derICOMOS-Auszeichnung sowie die Chancen und Risiken historischer Hotel-und
Gastrobetriebe diskutiert, bevor die diesjährigen Nominierten vorgestellt und die Gewinner der
Auszeichnungen 2020 bekanntgegeben wurden.
Das sind die Gewinner der Auszeichnungen für
2020:
Historisches Hotel des Jahres 2020: Chesa Grischuna, Klosters GR Mit der "Chesa
Grischuna" in Klosters wird ein 1938 erbautes, aussergewöhnliches Hotel gewürdigt, das ein
Gesamtkunstwerk darstellt- von der Architektur bis zu den Accessoires - und zu welchem berühmte
Künstler ihre Beiträge geliefert haben. Das "Historische Hotel des Jahres 2020" ist in der Umbruchphase
Ende der 1930er Jahre bewusst in einem der Tradition verpflichtendem Heimatstil geschaffen worden. Mit
der Auszeichnung gleichsam anerkannt wird die seit über 80 Jahren erfolgte aufwendige Pflege und
liebevolle Fortführung des Hotels, das es dem Gast ermöglicht, in eine eigene Welt einzutauchen.Das
Gebäude hat dezent Patina angesetzt und hebt sich im Ortsbild wohltuend ab. Bemerkenswert ist, dass
sogar Türen und Fenster als kompletter historischer Originalbestand vorhanden sind. Man trifft inder
"Chesa Grischuna" ein in sich stimmiges Hotelkonzept an, das mit einer hervorragenden Küche punktet,
die auch heute prominente auswärtige Gäste ebenso wie einheimische Besucher anzieht. Im Jahr 2000
wurde die "Chesa Grischuna" von ICOMOS mit einem Spezialpreis gewürdigt.
Historisches
Restaurant des Jahres 2020: Rössli hü, Root LU
Ein traditionsreiches barockes Gasthaus,
scheinbar dem Untergang geweiht, erlebt eine Renaissance: das ist die Geschichte des Gasthauses
"Rössli hü", "Historisches Restaurant des Jahres 2020". Das Rössli wurde 1751 als stattlicher Blockbau
neu erbaut und war damals die wichtigste Wirtschaft im Dorf. 1994 schloss das Restaurantund der
drohende Abbruch konnte nur knapp verhindert werden. Nach langen 23 Jahren begann die Renovation
dieses geschichtsträchtigen Hauses. Nicht nur baulich, auch betrieblich wird Modernes und Altbewährtes
gekonnt miteinander verheiratet. Das zeigt sich auch an den Zubereitungsarten, die - ganz im Zeichen der
Zeit - der Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit verpflichtet sind. Regionale Produkte werden
verarbeitet, wenn sie Saison haben, und mittels traditioneller Methoden konserviert: mit Salz, Zucker,
Essig,Öl oder mittels Einkochen, Dörren, Räuchern und Fermentieren. Sie erscheinen in dieser Form auf
der Speisekarte und prägen ein Gastronomiekonzept, das sorgfältig auf das Haus abgestimmt ist.
Spezialpreis 2020: Les Wagons, Bistro und Bar, Winterthur ZH
Der Spezialpreis des Jahres
2020 zeichnet ein in mehrfacher Hinsicht gelungenes Umnutzungsprojekt in Winterthur aus. Es handelt
sich um ein Bistro-Ensemble aus einer Komposition der ehemaligen elektrischenUetlibergbahn von 1923,
einem neuen Betonperron sowie einem wiederverwendeten Dach eines ehemaligen Velounterstands.
Triebwagen und Personenwagen dienen dem Empfang der Gäste, im Gepäckwagen ist die Küche
untergebracht, und der Ausbau eines zusätzlichen Holzwagensals Kühlraum ist im Gange. Stimmig ist
auch der Ort: angrenzend an die Gleisanlagen der SBB und in einem Quartier, das in der Vergangenheit
eine Lokomotivfabrik beherbergte. "Les Wagons" wurden im November 2015 eröffnet. Damit wurde die alte
Uetlibergbahn der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Die Liebe zum Detail prägt auch das
gastronomische Angebot, das auf einem Konzept der kurzen Wege basiert. So stammen beispielsweise
Früchte und Gemüse vom lokalen Markt, das Fleisch aus Metzgereien der Region, während das Brot
selber gebacken wird.
Die Auszeichnung «Das historische Restaurant/Hotel des Jahres», mit der
alljährlich gastgewerbliche Betriebe für die Erhaltung und Pflegehistorischer Bausubstanz gewürdigt
werden, ist bereits zum 24. Mal inFolge verliehen worden. Sie wird getragen von ICOMOS Suisse, der
Landesgruppe des Internationalen Rats für Denkmalpflege, in Zusammenarbeit mit GastroSuisse,
HotellerieSuisse und Schweiz Tourismus. Eine Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten von
Denkmalpflege, Architektur, Geschichte, Hotellerie und Restauration, kürt die Nominierten und die
Preisträger aufgrund der eingereichten Bewerbungen und nach Besuchen vor Ort. Die Auszeichnung wird
jeweils im Herbst für das Folgejahr verliehen.
Die aktuelle Bekanntgabe erfolgte am Montag, 18.
November 2019, an der Igeho, Fachmesse für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care-Institutionen
in der Schweiz, auf dem Igeho Campus powered by HotellerieSuisse, in Basel.
Kontakt:
Bei Rückfragen:
Gerold Kunz, ICOMOS-Jurypräsident, Telefon 079 810 21 82, jury@icomos.ch
Downloadlink Fotos
und Texte:
https://www.icomos.ch/workinggroup/historische-hotels-
restaurants/
ICOMOS ist der internationale Rat für Denkmäler und historische Stätten mit Sitz in Paris. Er wurde 1965 als Unterorganisation der UNESCO in Warschau gegründet. Die Gründung der nationalen Landesgruppe ICOMOS Suisse erfolgte 1966 in Chur.
Als Vereinigung von am Denkmal tätigen Fachleuten in den Bereichen Architektur, Archäologie und Bauforschung, Denkmalpflege, Konservierung und Restaurierung setzt sich ICOMOS für die Bewahrung des Kulturerbes ein: von bedeutenden Einzelobjekten und Ensembles über historische Stadtbilder und - strukturen bis hin zu Verkehrs-, Industrie- und Kulturlandschaften.
Die Vielfalt der Kulturgüter unterschiedlichster Epochen verlangt nach wissenschaftlicher Auseinandersetzung und Erforschung zum fachgerechten Umgang und der Entwicklung von Strategien für ihre langfristige Erhaltung und Pflege.