Pressemitteilung
Adecco Group - Fachkräftemangel erreicht noch nie dagewesene Dimension

Adecco Group AG

29.11.2022, Zürich – Nach einer coronabedingten Entspannungsphase in den vergangenen zwei Jahren (2020 und 2021), spitzt sich der Fachkräftemangel in der Schweiz nun drastisch zu. Aktuell erreicht der Fachkräftemangel Index einen historischen Rekordwert. Somit entwickelt sich die Rekrutierung von neuem Personal für Unternehmen zu einer grossen Herausforderung. Insbesondere Stellen für Gesundheitsspezialist:innen, IT-Fachkräfte und Ingenieurtechnische Fachkräfte sind aktuell sehr schwierig zu besetzen. Dies zeigt der Fachkräftemangel Index der Adecco Gruppe Schweiz und des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich.

Corona-Pandemie: Ein Fluch und Segen für den Schweizer Arbeitsmarkt

Die Corona-Pandemie hat den Schweizer Arbeitsmarkt in den letzten zwei Jahren merklich aufgewirbelt. Der Ausbruch der Pandemie und die damit einhergehenden Massnahmen bremsten weite Teile des Wirtschaftslebens in den Jahren 2020 und 2021 stark aus. Trotz der Einführung von breitflächigen, wirtschaftlichen Unterstützungsmassnahmen, sowie der Ausweitung und Vereinfachung von Kurzarbeitsentschädigungen, waren die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt deutlich spürbar. Die Arbeitslosenzahlen schossen in die Höhe. Gleichzeitig suchten Unternehmen merklich weniger Personal, was an der Abnahme des Job Index zu erkennen ist. Diese zwei gegenläufige Effekte führten dazu, dass der Fachkräftebedarf im Jahr 2021 einen Tiefstand erreichte.

Erst mit dem Zugang zur Impfung und der schrittweisen Abschaffung der Massnahmen erhöhte sich das Konsumbedürfnis national wie auch international sprunghaft. Der kräftige wirtschaftliche Aufschwung trieb die Anzahl Stellenausschreibungen im Eiltempo auf neue Rekordhöhen. Unternehmen aller Branchen benötigten auf einen Schlag deutlich mehr Personal, um die gestiegene Nachfrage bedienen zu können. Der erhöhte Personalbedarf wiederum liess die Arbeitslosenzahlen drastisch sinken. Während das SECO im September 2021 noch 120'294 Arbeitslose zählte, sank diese Zahl im September 2022 auf 89'526. Selbst Arbeitslosengruppen, welche üblicherweise eine längere Vermittlungsdauer aufweisen, wie 50-64-Jährigen (-25.6%) und Langzeitarbeitslose (-47%), profitierten vom Personaldurst der Unternehmen. Trotz dieser Erkenntnisse erstaunt die kräftige Zunahme des Fachkräftemangels. Der Fachkräftemangel Index erreicht dieses Jahr einen Rekordwert von 155 Punkten; einen Wert, der bisher noch nie registriert wurde. Verglichen mit dem Jahr 2021 liegt der aktuelle Index ganze 68% höher. Zudem übersteigt er den Wert des Vorkrisenjahres 2019 um 21%.

Ein Blick auf die Sprachregionen zeigt, dass sowohl die Deutschschweiz wie auch die lateinische Schweiz Rekordwerte erreichen, wobei der Fachkräftebedarf in der Deutschschweiz (+77%) deutlich stärker zugenommen hat als in der lateinischen Schweiz (+48%). Der Wachstumsunterschied zwischen den Sprachregionen ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Deutschschweiz zu Beginn der Pandemie einen deutlich stärkeren Einbruch im Fachkräftebedarf erlitten hatte als die lateinische Schweiz. Somit besass der Deutschschweizer Arbeitsmarkt ein deutlich grösseres Aufholpotenzial, welches sich nun in einem stärkeren Aufschwung bemerkbar macht.

«Die Corona-Pandemie war für den Schweizer Arbeitsmarkt eine Achterbahnfahrt. Erreichte der Fachkräftebedarf letztes Jahr zunächst noch einen historischen Tiefpunkt, so schnellte er dieses Jahr umso rasanter auf eine noch nie dagewesene Höhe. Die Pensionierung der Baby-Boomer sowie die Diskussion nach Re- und Near- shoring von Produktionstätigkeiten aufgrund globaler Unsicherheiten dürften bewirken, dass der Bedarf an qualifizierten Fachkräften weiter steigen wird. Deshalb wählen zunehmend nicht mehr Unternehmen ihre Arbeitnehmenden aus, sondern umgekehrt».

Marcel Keller, Country Head Adecco Schweiz

Grösster Personalmangel bei den Spezialist:innen in Gesundheitsberufen

Den ersten Platz des Fachkräftemangel- Rankings belegen die Spezialist:innen in Gesundheitsberufen (bspw. Fachärzt:innen, spezialisierte Pflegefachkräfte oder Apotheker:innen). In dieser Berufsgruppe bestand schon vor der Pandemie ein deutlicher Fachkräftemangel. Auch danach hat sich der Mangel weiter zugespitzt. Corinne Scheiber, Leiterin von Adecco Medical stellt fest: «Ein Grund für den verschärften Fachkräftemangel bei den Gesundheitsspezialist:innen liegt darin, dass in der Schweiz zu wenig spezialisiertes Gesundheitspersonal ausgebildet wird, um die tatsächliche Nachfrage nach diesen Fachkräften zu decken. Um diese Lücke zu schliessen, wird ein beträchtlicher Teil des Gesundheitspersonals im Ausland rekrutiert. So betrug, gemäss dem Schweizerischen Gesundheitsobservatorium, der Anteil des diplomierten Pflegefachpersonals mit einem ausländischen Diplom in Schweizer Spitälern und Pflegeheimen im Jahr 2019 ganze 30 Prozent. Auf ein ähnliches Resultat kommt die FMH-Ärztestatistik in Bezug auf Ärzt:innen. Viele Gesundheitsfachkräfte kommen aus dem angrenzenden Ausland. In diesen Ländern zeichnet sich aber ebenfalls ein zunehmender Fachkräftemangel nach Gesundheitsspezialist:innen ab. Der Wettbewerb um diese Fachkräfte hat sich somit intensiviert». Des Weiteren führt Yanik Kipfer vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz aus: «Der zunehmende Fachkräftemangel übt zusätzlichen Druck auf das bestehende Gesundheitspersonal aus, da die Arbeitslast aufgrund des fehlenden Personals grösser wird». Corinne Scheiber ergänzt: «Es macht sich ein Frust über die herausfordernden Arbeitsbedingungen und die schleppende Umsetzung der Pflegeinitiative bemerkbar. Die Konsequenz ist, dass viele Fachkräfte sich für Temporärstellen entscheiden, welche eine bessere Vergütung und grössere Flexibilität versprechen, als eine Festanstellung».

Den zweiten Platz belegen die Entwickler:innen und Analytiker:innen von Software und IT-Anwendungen (bspw. Informatikingenieur:innen, Softwareentwickler:innen oder Systemanalytiker:innen). Ähnlich wie bei den Spezialist:innen in Gesundheitsberufen, herrscht in dieser Berufsgruppe schon seit mehreren Jahren ein deutlicher Fachkräftemangel, der sich dieses Jahr erneut stark zuspitzt und einen Höchstwert erreicht. James Peck, Vice President von LHH Recruitment Solutions Schweiz stellt fest: «Vor allem Softwareentwickler:innen mit Erfahrung in objektorientierten Programmiersprachen wie, Java oder C# und Front-End Softwareentwickler:innen mit Kenntnissen von Angular oder React Frameworks werden zurzeit händeringend gesucht.» Etwas erstaunlich ist, dass die Berufsgruppe der Informations- und Kommunikationstechniker:innen (bspw. Web Content Manager:innen, Telematiker:innen oder E-Commerce Spezialisten) dieses Jahr elf Rangplätze verlieren. Dies, nachdem der Fachkräftebedarf dieser Berufsgruppe im Jahr 2021 schlagartig angestiegen war. Yanik Kipfer vom Stellenmarkt-Monitor erklärt «Die Informations- und Kommunikationstechniker:innen scheinen von dem coronabedingten gestiegenen Bedarf nach E-Commerce Lösungen profitiert zu haben. Der E-Commerce Boom scheint sich nun jedoch wieder zu normalisieren, wie von der Swiss Retail Federation festgestellt wird. Dies lässt auch die Nachfrage nach diesen Fachkräften stagnieren».

Nebst den Bauführer:innen, Polier:innen und Produktionsleiter:innen, welche den 4 Rang besetzen, sind vorwiegend auch Industrieberufe deutlich von einem Fachkräftemangel betroffen. So belegen die ingenieurtechnischen und vergleichbaren Fachkräfte (bspw. Maschinenbautechniker:innen, Elektrotechniker:innen oder Steuerer:innen von Verfahren in der Metallerzeugung) den dritten und die Polymechaniker:innen , Produktionsmechaniker:innen, Maschinenmechaniker:innen und -schlosser:innen den fünften Rang. Der Fachkräftemangel in diesen Berufsgruppen hat sich im Jahresvergleich mächtig verstärkt. Yanik Kipfer vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz stellt fest: «Der starke Fachkräftebedarf nach Industrieberufen zeigt, dass die Schweiz weiterhin über eine starke industrielle Basis verfügt». James Peck, Vice President von LHH Recruitment Solutions Schweiz, erklärt weiter: «Um dem internationalen Wettbewerb für Industrieprodukte standzuhalten, hat sich die Schweizer Industrie auf komplexe und technisch anspruchsvolle Nischenprodukte spezialisiert, wie beispielsweise die Produktion von Präzisionswerkzeugen, Medtech oder der Entwicklung und dem Bau von Subsystemen für die Luft- und Raumfahrt. Dadurch ergeben sich verschiedenen Nischenmärkte für Industrieberufe, in welchen Kandidat:innen mit sehr spezifischen Kenntnissen gesucht werden. Diese Kenntnisse können nur schwer auf andere Nischen transferiert werden, was die Suche nach geeigneten Fachkräften erschwert». Des Weiteren ergänzt Tom Vanoirbeek, VP von Adecco Workforce Solutions Western & Southern Switzerland: «Gerade in technischen Berufen wie jene der Uhrenindustrie sind wir mit einem bedeutenden Fachkräftemangel konfrontiert, welcher nicht nur die hoch qualifizierten, sondern auch die gering qualifizierten Fachkräfte betrifft. Adecco Schweiz hat deshalb die Watch Academy in Genf gegründet, um in neue Talente zu investieren. Aufgabe der Watch Academy ist es, handwerklich begabte Personen zu Uhrmacher:innen auszubilden und ihnen damit einen Einstieg in diese einzigartige Branche zu ermöglichen».

Am unteren Ende des Rankings befinden sich Berufsgruppen, in denen ein Fachkräfteüberangebot herrscht. In diesen Berufen suchen mehr Personen eine Stelle, als es Vakanzen gibt. Auf dem letzten Platz landen die Hilfsarbeitskräfte, Fachkräfte in Land- und Forstwirtschaft und Fischerei (dazu gehören bspw. Hilfsköch:innen, Gärtner:innen oder Paketausliefer:innen), gefolgt von den Führungskräften sowie den Allgemeinen Büro- und Sekretariatskräften und sonstigen Bürokräften (bspw. Datenerfasser:innen, Bibliotheksassistent:innnen oder Korrekturleser:innen). Für viele Berufsgruppen im unteren Segment des Rankings sank der Fachkräftebedarf mit dem Ausbruch der Pandemie drastisch. Dennoch kann nun beobachtet werden, dass sich der Fachkräftemangel auch für die Berufsgruppen mit einem Fachkräfteüberangebot merklich verschärft. Das heisst, in diesen Berufsgruppen verbessert sich die Situation für Arbeitnehmende im Vergleich zum Vorjahr deutlich, da weniger Stellensuchende um die offenen Stellen konkurrenzieren. Gleichzeitig bedeutet dies jedoch, dass es für Unternehmen schwieriger wird, selbst bei den Berufsgruppen am unteren Teil des Rankings, geeignete Fachkräfte zu finden.

Kontakt
Medienstelle der Adecco Gruppe Schweiz
Jessica Jocham
Tel. +41 79 318 43 37
press.office@adeccogroup.ch

Stellenmarkt-Monitor Schweiz, Universität Zürich
Yanik Kipfer
Tel. +41 44 635 23 02
kipfer@soziologie.uzh.ch

Über den Adecco Group Swiss Job Market Index (Job Index)

In Zusammenarbeit mit dem Stellenmarkt-Monitor Schweiz (SMM) am Soziologischen Institut der Universität Zürich veröffentlicht die Adecco Gruppe Schweiz jeweils im Januar, April, Juli und Oktober den Adecco Group Swiss Job Market Index (Job Index). Mit dem Job Index steht für die Schweiz eine wissenschaftlich fundierte und umfassende Messgrösse für die Entwicklung des Stellenangebots in Online-Stellenportalen und Websites von Unternehmen zur Verfügung. Er beruht auf repräsentativen Quartalserhebungen der Stellenangebote in der Presse, auf Online- Stellenportalen sowie auf Websites von Unternehmen.

29.11.2022 | von Adecco Group AG

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Über Adecco Group AG

Wir unterstützen Unternehmen auf der ganzen Welt, ihre Talente zu optimieren, ihre Belegschaft zu transformieren und die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Dadurch tragen wir zur Gestaltung einer Zukunft bei, die für alle funktioniert.

32.000 Vollzeitbeschäftigte 60 Länder weltweit 3 Millionen Karrieren pro Jahr

Die Adecco Group zählt zu den weltweit führenden Beratungs- und Lösungsunternehmen für Talente. Wir werden von dem starken Ziel angetrieben, eine Zukunft zu gestalten, die für alle funktioniert. Unsere Dienstleistungen helfen Menschen dabei, ihr Potenzial freizusetzen und zu übertreffen, ihre Beschäftigungsfähigkeit zu fördern und ihnen Karrierechancen zu bieten. Unsere Lösungen ermöglichen es unseren Kunden, ihre Talentanforderungen und Unternehmensmodelle zu optimieren, um ihre Ziele zu erreichen. Gleichzeitig zielen unsere Fürsprache und unsere starke Verpflichtung für verantwortungsvolles Handeln darauf ab, eine bessere Arbeitswelt für alle zu schaffen.


Quellen:
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