Pressemitteilung
Zugang zu Krebsmedikamenten muss schnell, aber auch sicher und zahlbar sein
29.11.2024, Wenn es um die Zulassung und Preisfestsetzung von Krebsmedikamenten geht, treffen die Interessen der unterschiedlichen Akteure aufeinander. In der Wintersession diskutiert der Nationalrat im Rahmen des Kostendämpfungspaket 2 dieses Spannungsfeld. Die Mehrheitsanträge der Gesundheitskommission des Nationalrats (SKG-N) sind dabei im Sinne der Patientinnen und Patienten.
Die Krebsforschung schreitet in grossen Schritten voran und innovative Therapien geben Patientinnen und Patienten neue Hoffnung. Im besten Fall verbessern diese Therapien den Behandlungserfolg und senken Kosten im Gesundheitswesen. Oft sind die Wirkungen aber geringer als erhofft und die Kosten explodieren. Damit stellt sich immer drängender die Frage, wie effektive Arzneimittel identifiziert werden, um sie schnell und angemessen vergüten zu können.
Im Rahmen der Diskussion um das Kostendämpfungspaket 2, das der Nationalrat in der Wintersession behandelt, werden Forderung nach vertraulichen Preismodellen und nach beschleunigten Zulassungsverfahren laut. Beide Massnahmen sind aber aus Sicht der Patientinnen und Patienten nicht zufriedenstellend.
Intransparenz und Umgehung der WZW-Kriterien
Vertrauliche Preismodelle, bei denen die pharmazeutische Industrie und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) für gewisse Arzneimittel geheime Rabatte aushandeln, erzielen nachweislich nicht die erwünschte Wirkung1. Obwohl sie in der Schweiz seit Jahren umgesetzt werden, steigen die Preise von Krebsmedikamenten stetig an2. Sie bergen zudem die Gefahr, dass Substanzen mit unzureichender Evidenz schneller in die Spezialitätenliste aufgenommen werden. Studien belegen, dass kein Zusammenhang zwischen Preis und therapeutischem Nutzen besteht3. Es werden sogar die höchsten Preise für Medikamente mit der geringsten Evidenz gezahlt4.
«Black Friday-Effekt» führt zu überschätzter Wirkung der Preismodelle
Eine im Gesetz verankerte Vertraulichkeit auf unbestimmte Zeit untergräbt den Auslandspreisvergleich (APV) und den therapeutischen Quervergleich (TQV):
«Das Vorgehen ist ähnlich wie am Black Friday: Je höher der fiktive Listenpreis ist, desto grösser können die Rabatte sein. Bei geheimen Preisabsprachen wird es jedoch schwieriger zu überprüfen, ob die Preisfestsetzung tatsächlich auf einem robusten Qualitätsnachweis beruht.», erklärt Dr. Nora Franzen von der Erasmus School of Health Policy & Management in Rotterdam, die seit Jahren für das European Fair Pricing Network (EFPN) auf diesem Gebiet forscht.
Für mehr Transparenz wäre eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Staaten nötig. Sie verkommt jedoch zur Alibiübung, wenn jedes Land gleichzeitig intransparente vertragliche Vereinbarungen mit den Herstellern eingeht und den Nachweis der therapeutischen Wirksamkeit verzögern oder sogar umgehen kann.
Patienteninteressen priorisieren
Um die bestehenden Prozesse zu optimieren, müssen alle Akteure am gleichen Strick ziehen und die Interessen der Patientinnen und Patienten über Partikularinteressen stellen. Die Gesundheitskommission des Nationalrats (SGK-N) hat dies erkannt und sich mit knapper Mehrheit im Sinne der Krebsbetroffenen ausgesprochen. Es bleibt zu hoffen, dass der Nationalrat seiner Kommission in der Wintersession folgen wird.
[1] Gamba S., Pertile P., Vogler S. (2020): The impact of managed entry
agreements on pharmaceutical prices, Health Economics,
Carl D, Vokinger K., (2021): Patients’ access to drugs with rebates in Switzerland. Empirical
analysis and policy implications for drug pricing in Europe, The Lancet Regional Health Europe,
[2] Helsana Arzneimittelreport 2023.
[3] Vokinger, K. N., Hwang, T. J., Grischott, T., Reichert, S., Tibau, A., Rosemann, T., & Kesselheim, A. S. (2020). Prices
and clinical benefit of cancer drugs in the USA and Europe: a cost-benefit analysis. The Lancet. Oncology, 21(5), 664–670.
[4] Haas A., Mayer T., Tebinka-Olbrich A., Blindzellner M., Beggerow E., Andreas Nickel A. Beschleunigte Zulassung von
Arzneimitteln: Herausforderungen für Patient:innen, Datenqualität und faire Preise. In Helmut Schröder/Petra A. Thürmann/Carsten Telschow/Melanie Schröder/Reinhard Busse (Hrsg.), Arzneimittel-Kompass 2021, Berlin 2021, S.
105–124, 117.
Kontakt
Stefanie de Borba
Leiterin Politik & Medien
Krebsliga Schweiz
T +41 31 389 93 31
--- ENDE Pressemitteilung Zugang zu Krebsmedikamenten muss schnell, aber auch sicher und zahlbar sein ---
Über Krebsliga Schweiz
Die Krebsliga ist eine nationale gemeinnützige Organisation, die gegen Krebs kämpft und Betroffene und Angehörige unterstützt. Sie ist als Verband organisiert und konfessionell und politisch neutral. Die Krebsliga besteht aus 18 kantonalen und regionalen Ligen sowie aus der Dachorganisation, der Krebsliga Schweiz.
Krebs: heute wirkt die Krankheit nicht mehr so bedrohlich wie noch vor zehn Jahren. Die Behandlungsmöglichkeiten werden laufend besser, die Hoffnung wächst. Die Betroffenen nehmen ihr Schicksal in die Hand, und die Wirksamkeit der Krebsprävention ist unbestritten.
Für eine Welt, in der weniger Leute an Krebs erkranken. Das ist möglich, wenn die Menschen einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmässiger Bewegung pflegen.
Für eine Welt, in der weniger Menschen an den Folgen von Krebs leiden. Auch das ist möglich: Heute lassen sich Schmerz und körperliches Leiden beeinflussen.
Für eine Welt, in der Betroffene und ihre Angehörigen in allen Phasen der Krankheit und im Sterben Zuwendung und Hilfe erfahren.
Quellen:
Offizieller News-Partner:
TOP NEWS - powered by Help.ch |
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im November 2024 Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, 05.12.2024 Medienpartnerschaften Eurovision Song Contest (ESC): Jetzt Konzept einreichen Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft, 05.12.2024 Programmbekanntgabe Klosters Music 2025: Mythen und Legenden Stiftung Kunst & Musik, Klosters, 05.12.2024 |
Aktueller Jackpot: CHF 1'112'182